Warum würde ich einen in der Schweiz ausgelieferten PKW als Oldtimer jedem anderen Land vorziehen? Das hat zahlreiche Gründe.
Zum einen, weil die Schweiz meine zweite Heimat geworden ist und mich die Autobegeisterung der Schweizer sowie deren behutsame Pflege ihrer Fahrzeuge fasziniert. In der Schweiz wird überwiegend neidlos das vorhandene automobile Kulturgut wie selbstverständlich zur Schau gestellt, was anderswo in klimatisierten Hallen den öffentlichen Blicken vorenthalten wird.
Zum anderen betreiben die Schweizer einen hohen Aufwand für Pflege und Werterhaltungen ihrer Fahrzeuge. Durch die regelmäßigen strengen MFK (Schweizer TÜV) und die penibel geführten Abgasdokumente ist die Historie und der Kilometerstand eines Oldtimers leichter nachzuvollziehen und zu überprüfen.
Sämtliche VAG Fahrzeuge, worunter auch sämtliche Porsche fallen, wurden vor der Auslieferung vom Generalimporteur AMAG gründlich Hohlraum versiegelt und mit Schutzwachs versehen. Das mag für den einen oder anderen Mechaniker ekelig sein, verhinderte aber zusätzlich zur Verzinkung den vorzeitigen Verschleiß des Blechs.
Schweizer Oldtimer und höherpreisige Fahrzeuge sind generell Garagenwagen. In der Schweiz wird nicht so häufig und extensiv Salz gestreut. Salz auf den Straßen führt insbesondere bei italienischen Autos vorzeitig zum Tod durch die rote Pest, was dazu geführt hat, dass italienische und auch französische Alltagshelden, obwohl millionenfach produziert, kaum noch auf deutschen Straßen zu sehen sind.
Daher fahren in der Schweiz auch noch so viele italienische und us-amerikanische Oldtimer herum, die von Hause aus praktisch keine Rostvorsorge mitbekommen haben.
In der Schweiz werden wertvolle Gegenstände grundsätzlich behutsamer behandelt und viel Geld in den Werterhalt gesteckt im Vergleich zu beispielsweise Deutschland. So befinden sich auch in der Schweiz noch sehr gut erhaltenen Fahrzeuge der Modelle 924 und 944, von denen man in Deutschland eher nur noch verrostete Bastelbuden findet.
Es handelt sich bei meinem Jeep Grand Cherokee, Porsche 928S und Porsche 924 turbo jeweils um Schweizer Erstauslieferungen in hervorragendem Zustand.
Hinzu kommt, dass Oldtimer in der Schweiz geringere Laufleistungen aufweisen und bedingt durch die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf den Autobahnen, die Motoren nicht so „verheizt“ sind, wie in Deutschland. Auch existieren in der Schweiz zahlreiche ausgezeichnete Fachbetriebe, die Oldtimer reparieren und restaurieren können, wofür in der Schweiz auch grundsätzlich mehr Geld ausgegeben wird, als in jedem anderen Land mit gelebter Oldtimerszene. Ein Grund für mich, nach zahlreichen Besichtigungen, keine
Fahrzeuge, egal welchen Herstellers, mit amerikanischer Herkunft auch nur in die engere Wahl zu ziehen. Selbst in Italien würde man sich weigern, zur Karosseriebearbeitung Zeitungen, Glasfasermatten und Weißblech von Coladosen zu verwenden.
Zum Leidwesen des deutschen Oldtimerfans sind sich die Schweizer des Werts ihrer Oldtimer in sehr gutem Zustand bewußt, was die hohen Preise, die in der Schweiz gezahlt werden, begründet. Zudem fallen noch Zoll und Mehrwertsteuer (reduziert) bei der Einfuhr nach Deutschland an, von dem Papierkram ganz zu schweigen und dem notwendigen Transport auf dem Hänger, was mich davon abgehalten hat, einen weiteren Oldtimer in der Schweiz zu erwerben, obwohl es so viele schöne Modelle gäbe…