Alfa Romeo Spider 1750 Veloce
Designed von Pinin Farina, vorgestellt 1966 in Genf, zuerst mit 1,6L Motor gebaut, später auch als 1,3L und 1750er Veloce. Ein Motor mit Weltruhm, Doppelnocker oben liegend mit 2 Weber Doppelvergaser. Einige unglückliche Modell mussten sich mit Solex und Delorto Vergasern zufrieden geben. Meiner ist in Rosso 130 lackiert, innen und Dach in schwarz. Motor wurde gebuchst und hat mindestens die vom Werk angegebenen 119PS. Ein Gutachter hat ihm eine 1- gegeben, vielleicht wegen der schönen Patina und der Unvollkommenheit, die italienische Autos seit jeher begleitet.
Eigentlich wollte ich keinen Oldtimer. Ich hatte in meiner Jugend genug an Mopeds und alten Autos geschraubt, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Jedenfalls hatte ich genug und bevorzugte seit Ende meiner Ausbildung nur Neuwagen. Die History ist hier (link) nachzulesen.
Dann kam dieser Moment, als ich mit meinem Cayman S auf den Parkplatz des Grand Hotel Fasano am Gardasee rollte und an einem roten Alfa Romeo Spider Fastback (2. Serie) vorbei fuhr, den man vom Hotel mieten konnte, um Ausfahrten um den Garda- oder Iseosee zu unternehmen. Die Lunte war angezündet. Zwei Jahre später besuchte ich das Hotel nochmals und der rote Spider war immer noch zu mieten. Es war schon spät und ich stellte mein Auto schnell ab und bezog das Zimmer. Am nächsten Morgen sah ich, dass mein 911 Cabrio neben einem Duetto in himmelblau in sensationellem Zustand parkte. Ich schlich lange um das Auto herum und die Lunte brannte wieder. Zu meinem Unglück parkte ich wie durch Zufall jeden Abend neben dem hellblauen Spider. Auf der Rückfahrt war ich mir sicher, ich muss so ein Auto haben.
Internetrecherchen und Kaufberatungen haben mich schnell wieder auf den Boden der Realität geholt. Sehr teuer, sehr selten und viele Schwachstellen und Verwahrlosung über die Jahre machten die Suche nach einem guten Auto schwer. Alle gaben mir den Tip, nur das bessere Auto ist auch der bessere Kauf. Also ließ ich alle Schnäppchen links liegen. und dann wurde „mein“ Spider inseriert. Aus München, die Fotos zusammengesucht, Text etwas holprig und sehr selbstbewusst. Nach 3 Tagen war er schon weg, um nach 2 Wochen wieder für € 4500,- mehr wieder aufzutauchen. Ich beobachtete ihn noch 2 Wochen und rief an.
Der Verkäufer war nett, teilte mir aber mit, dass der Wagen praktisch schon an einen Schweizer verkauft sei, der am Wochenende mit seinem Mechaniker nach München kommen wollte. Ich hatte Gerichtstermin in München 2 Tage später und sagte mein Kommen zu. Die Adresse sagte mir nichts, aber es war, wie ich dann feststellte eine Parallelstraße zur Leopoldstraße. Als der Verkäufer das Garagentor öffnete stockte mir der Atem.
Neben dem Alfa standen dort dicht eine Pagode, ein 356er Cabrio und ein bildhübscher Austin Healey. Wie sich später aufklärte, kaufte ich vom Austin Healey Clubpräsidenten Deutschland den Spider. Mein Bruder meinte noch, nimm bloß kein Geld mit. Wenn der schön ist und gut klingt ist der Verstand verloren und man kauft unüberlegt. Gut, dass ich nicht auf meinen Bruder gehört habe. Der Motor sprang gleich an, hört sich mit dem Sportauspuff sensationell an und der Lack glänzte um meine Gunst. Alles fühlte sich gut an, alles sah gut aus, er roch auch noch verdammt gut. Kurz so getan, als würde ich mich sträuben und hätte Vorbehalte, schlug ich bei 50% Reduzierung des Aufpreises ein. Den hatte ich im Übrigen einigen windigen Oldtimerhändlern aus der Münchner Peripherie zu verdanken, die meinen Verkäufer anriefen und meinten, der Spider sei viel zu billig angeboten, sie würden erheblich mehr erzielen, wenn sie ihn nur exklusiv vermarkten dürften. Durften sie nicht und ich habe ihn jetzt.
Wir gaben uns die Hand und verabredeten uns für den nächsten Tag. Am Platzl 1 in München war die Adresse. Sagte mir nichts. Zu meiner Verwunderung war das Büro meines Verkäufers direkt gegenüber dem Münchner Hofbräuhaus und in der Nähe von Schubecks Restaurant und Gewürzladen.
Im Büro die € 1000,- auf den Tisch gelegt, einen kleinen Vertrag unterschrieben und alle Unterlagen übergeben bekommen, einschließlich des erwähnten Gutachtens und einer CD mit Fotos von der Motorrevision. Ich glaubte, ich hatte einen guten Kauf gemacht. Glaube ich heute immer noch und der Wert des Fahrzeugs klettert auch nur noch gen Norden. Auch war der Kontakt zum Verkäufer sehr angenehm, was für mich beim Kauf eines Oldtimers sehr wichtig ist. Ich kaufe grundsätzlich nicht von mir unsymphatischen Menschen; außer ein Rettungskauf, wie der des roten Porsche 944. Aber das ist eine andere Geschichte (link).
Den Spider habe ich dann von einem Spediteur abholen lassen, heute würde ich das mit meinem Gespann selber machen. Es hat sich einiges in 3 Jahren verändert. Leider habe ich den Duetto nicht so häufig bewegt, wie ich es gerne wollte und wie es ihm gut getan hätte. Er steht allerdings in guter Gesellschaft in einer Oldtimerhalle in Südhessen und wird natürlich regelmäßig gewartet, damit ein jederzeitiger Einsatz möglich ist.
Die Erfahrungen mit dem Alfa Spider waren bislang durchweg positiv. Ich bin häufig auf das Auto angesprochen worden. Es bestehen, anders als bei den Porsche, keine Hemmschwellen und offensichtlich denken die Menschen, wer so ein Auto fährt muss nett sein. Recht haben sie.
Das Fahren im Duetto ist ein Genuss. Sobald die 8,5 Liter Motoröl war gefahren sind, und nicht vorher, bereitet es einen riesigen Spaß, den Doppelnocker auf 5000 Umdrehungen und mehr hochzudrehen. Aus dem Sportauspuff kommt ein herrlicher Sound heraus und es wird eine phantastische Geräuschkulisse erzeugt, die sich natürlich, mechanisch und ganz leicht anhört. Das Grinsen im Gesicht hat bereits jeden € Kaufpreis gerechtfertigt. Man hat noch das Gefühl, eine Maschine zu bedienen und nicht gefahren zu werden. Ich mag meinen Alfa Romeo Spider 1750 Veloce sehr.