Seit dem Kauf meines ersten Porsche 944 und auch später mit dem Porsche 928 hat sich meine Sympathie für die Transaxle Modelle von Porsche stark entwickelt und verstärkt. Also habe ich mir in den Kopf gesetzt, einen kleinen Bruder für die 944er und den 928er zu besorgen. E sollte ein besonderer 924er sein. Ich war begeistert vom Zustand eines 1976er Ur924 mit Türgriffen, Rückspiegel und Tankdeckel vom VW Golf. Der Händler, Volker Dreher aus Herbolzheim, bei dem ich bereits 4 Sitze meiner 944 habe neu beziehen lassen, handelt mit Transaxlemodellen und hatte eben diesen in einem Cremeweiß dastehen. 2. Hand. Ich hatte mich eingelesen und ich wusste dass der Audi 100 Motor mit von Porsche überarbeitetem Zylinderkopf wenig Kraft hatte und die ersten 924 auch bekannt dafür waren, trotz Teilverzinkung, wie alles aus Wolfsburg, Neckarsulm und Ingolstadt zu dieser Zeit stark zu rosten. So zeigte auch dieser 924 trotz Neulackierung vor 12 Jahren bereits wieder Rostansätze an den Kotflügeln.
Aber die karierten Sitze und die hervorragende Innenausstattung haben es mir schwer gemacht, nein zu sagen. Also suchte ich weiter, sah mir den einen oder anderen auch an, wurde aber jedes Mal enttäuscht. Es stimmt, was geschrieben wird.
Der 924 ist die günstigste Möglichkeit einen Porsche zu fahren, aber die Nebenkosten sind nicht VW oder Audi, sondern Porsche und deshalb sind die meisten verbastelt, schlecht gepflegt und einfach verrottet. Dann kam der Wunsch nach mehr Leistung auf, also ein S. Aber hier waren das Angebot gering und die Preise erheblich höher. Gut, der 924S verfügte über den „echten“ Motor aus dem 944, nur gedrosselt und häufig Abgas gereinigt. Da viel mir wieder ein, dass Herr Dreher noch ganz hinten in der Halle einen silber/grauen 924 turbo stehen hatte, der allerdings nicht lief. Ich fuhr auf dem Rückweg aus der Schweiz eines Morgens bei Herrn Dreher vorbei und besah mir den turbo. Man sah ihm die mehr als 200000km nicht an. das Auto war ordentlich neu lackiert, hatte alle Zierleisten und Anbauteile, die auch lackiert wurden, war innen komplett neu mit schwarz/weißem Pascha Stoff bezogen, das Armaturenbrett war neu verklebt und daher ohne Risse und der übrige Innenraum befand sich immer noch in einem gebrauchten aber ordentlichem Zustand. Nur die Gurte müssen in 2021 neu gemacht werden.
Der Porsche war erste Hand, von der AMAG in Zürich ausgeliefert, jährlich zur Inspektion gebracht worden, erhielt zwischenzeitlich auch einen neuen Turbolader und wurde vom letzten Besitzer, auf den der Porsche aber nicht zugelassen war, ebenfalls jährlich gewartet.
Dies erfolgte durch das Verkehrshaus in Luzern. Dort soll es eine Einrichtung geben, in der arbeitslose Ingenieure und KFZ Mechaniker Wartungs- und Reparaturarbeiten nur auf Materialkostenbasis vornehmen. Der Motorraum sieht aus wie geleckt und voller Neuteile. Nirgends eine verölte oder rostige Schraube, die Kabel und Schläuche weisen kräftige Farben auf, ein optischer Leckerbissen. Ich habe die Unterlagen alle studiert und diese dokumentierten den hervorragenden Allgemeinzustand. Nur, der Porsche lief nicht. Und, er sollte 22000€ kosten. Ich war frech und mutig (oder dumm und dreist) und bot für das Fahrzeug, vorausgesetzt, er würde problemlos laufen, 16000€. Das Herr Dreher den Porsche für einen Sammler aus der Schweiz verkaufen sollte, der jedoch aus Altersgründen seine Sammlung loswerden wollte, langte ein kurzer Anruf und der Porsche 924 turbo war meiner für 16000€. Nur musste ihn Herr Dreher zum Laufen bringen. Das dauerte 2 Monate. Verdacht lag zunächst bei der Kraftstoffpumpe, dann am Steuergerät (das es nicht mehr gab). es wurde in Frankreich ein überarbeitetes besorgt. Am Ende es ein zu dünnes Massekabel, welches ausgetauscht wurde und schon sprang der turbo an und ich konnte ihn auf dem Hänger abholen.
Die Zulassung gestaltete sich wegen Corona sehr schwierig und er wurde zunächst fehlerhaft nicht als Oldtimer zugelassen. Nach einer Woche und dem Einsatz des Leiters der Zulassungsstelle in Bad Homburg konnte ich Zug um Zug gegen Rückgabe der falschen Dokumente, die richtigen entgegennehmen. Nun steht er in meiner Halle bei seinen Brüdern und leistet den Alfas im Winter Gesellschaft, bis die Straßen wieder salzfrei sind. Bei mir gilt der Grundsatz: Nach dem ersten Streuwageneinsatz verläßt keiner meiner Oldtimer die Halle, bis es im Frühjahr mindestens 3-4 Tage geregnet und das restliche Salz weggewaschen hat.
Meine Transaxlesammlung ist nun eigentlich vollständig, bis auf vielleicht einen 944 Cabriolet oder einen 968…